Vom 02. bis 05. Mai 2024 stand für uns (mein Pilot Milan und mich) das Weltcuprennen im belgischen Ostende auf dem Programm. Anders als im Vorjahr waren wir diesmal nicht mehr Teil des Nationalkaders. Das bedeutete: keine Rundumversorgung, kein offizielles Teamhotel – sondern alles in Eigenregie und selbstfinanziert. Wir hatten uns eine Ferienwohnung direkt an der Strecke gebucht. Eigentlich perfekte Bedingungen: aus der Tür treten, und schon stand man mitten im Renngeschehen.
Doch schon die Anreise einen Tag vor dem Zeitfahren brachte den ersten großen Schrecken. Nicht nur, dass wir von strömendem Regen und heftigem Sturm empfangen wurden – beim Auspacken entdeckten wir auch noch einen schweren Defekt am Zeitfahrrad: der Exzenter, über den die Synchronkette beim Tandem gespannt wird, war kaputt. Für uns eine Schrecksekunde – ohne Exzenter keine Spannung, und damit kein fahrbares Rad. Mit viel Improvisation, Bastelarbeit und dank der Unterstützung der Mechaniker vor Ort gelang es uns, das Tandem zumindest notdürftig repariert fahrbereit zu bekommen. Doch die große Frage hing über allem: Würde diese improvisierte Lösung unter voller Belastung halten?
Das Zeitfahren – ein kurzer Kampf gegen Wind und Frust
Der Wettergott meinte es nicht gut mit Ostende. Auch am Renntag tobte noch immer der Sturm. Der gesamte Rennkalender wurde durcheinandergewirbelt, die Startzeiten mehrfach verschoben. Schließlich verkürzte die Jury das Zeitfahren: Statt der geplanten 3 Runden standen nur 2 Runden mit insgesamt 19,7 km auf dem Programm – ein extrem kurzes Zeitfahren.
Wir rollten über die Startrampe, noch voller Hoffnung. Doch schon bald wurde klar: es lief nicht. Trotz ordentlicher Wattwerte wurden wir Tandem für Tandem überholt. Es war, als ob wir auf der Stelle traten, während die Konkurrenz an uns vorbeiflog. Am Ende leuchtete auf der Ergebnistafel der 24. Platz von 26 gestarteten Teamsauf. Enttäuschung pur. Viel mehr blieb uns nicht übrig, als dieses Ergebnis so schnell wie möglich abzuhaken und den Blick auf das Straßenrennen am Sonntag zu richten.
Das Straßenrennen – ein früher Bruch, ein harter Kampf
Sonntagmorgen, 9 Uhr Startschuss. 26 Tandems gingen ins Rennen über 11 Runden = 108,35 km. Der Kurs führte – wie beim Zeitfahren – entlang der Küste, diesmal jedoch in entgegengesetzter Richtung.
Schon die erste Runde hatte es in sich. Attacke folgte auf Attacke, das Fahrerfeld sollte gesprengt werden. Auf meinem Radcomputer stand nach nur einer Runde ein Schnitt von 375 Watt – ein Wert, den ich normalerweise nicht schon so früh in einem Straßenrennen sehe. In der zweiten Runde zog das Tempo erneut an. Wir versuchten, dran zu bleiben – aber irgendwann war der Punkt erreicht, an dem wir die Spitze und das Hauptfeld ziehen lassen mussten.
Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von vier bis fünf Tandems kämpften wir weiter. Große Angriffe blieben in dieser Gruppe aus, stattdessen hieß es: durchhalten, durchziehen, irgendwie ins Ziel kommen. Kurz vor Schluss wurden wir von der Spitzengruppe sogar überrundet, mussten also eine Runde weniger fahren. Und dann kam der nächste Tiefschlag: wir verpassten den Zielsprint unserer Gruppe und mussten uns mit dem 23. Platz begnügen – offiziell mit -1 Runde Rückstand notiert.
Ratlos zurück aus Belgien
Ein 24. Platz im Zeitfahren und ein 23. Platz im Straßenrennen (bei 26 Teams) – das war mit Sicherheit nicht das, was wir uns vorgenommen hatten. Statt guter Laune und sportlicher Erfolge nahmen wir vor allem Frust und viele Fragezeichen mit zurück nach Deutschland.
Natürlich wussten wir um die Stärke der internationalen Konkurrenz. Aber so weit hinten? Das tat weh. doch in Ostende fanden wir nie richtig ins Rennen.
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